Die Riester-Rente gehört zu den bekanntesten Formen der Altersvorsorge in Deutschland. Sie wird staatlich gefördert und richtet sich an sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer, Beamte und bestimmte Personengruppen. Doch trotz ihrer Verbreitung gibt es kaum ein Vorsorgeprodukt, das so kontrovers diskutiert wird. Viele Mythen ranken sich um diese, was bei vielen Menschen Verwirrung und Unsicherheit auslöst. In diesem Artikel nehmen wir die häufigsten Mythen unter die Lupe, stellen die Fakten klar und geben Ihnen eine fundierte Grundlage, um selbst zu entscheiden, ob die Riester-Rente für Sie geeignet ist.
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ToggleMythos 1: „Die Riester-Rente lohnt sich nicht“
Dieser Mythos wird häufig durch Negativberichte in den Medien genährt. Es stimmt, dass diese Form der Altersvorsorge nicht für jeden gleichermaßen sinnvoll ist. Sie entfaltet ihren größten Nutzen vor allem für Familien mit Kindern und Menschen mit einem durchschnittlichen Einkommen, die von Zulagen und Steuervorteilen profitieren können. Personen mit geringem Einkommen oder hohen Steuersätzen können durch die staatlichen Zulagen und den Sonderausgabenabzug erhebliche Vorteile erzielen.
Doch wie bei jeder Vorsorgeform kommt es auf die individuelle Situation an. Wer seine Zulagen nicht vollständig beantragt oder nur geringe Beiträge einzahlt, kann enttäuscht werden. Sie lohnt sich dann, wenn sie konsequent genutzt wird und die Fördermöglichkeiten ausgeschöpft werden. Der Mythos, dass sie pauschal „nichts bringt“, hält also einer genauen Überprüfung nicht stand.

Mythos 2: „Sie ist nur ein Geschäft für Banken und Versicherungen“
Ein weit verbreiteter Vorwurf lautet, die Rente sei primär ein Gewinnmodell für Finanzdienstleister. Tatsächlich verdienen Banken, Versicherungen und Fondsgesellschaften an den Verwaltungs- und Abschlusskosten der Verträge. Dennoch gibt es strenge gesetzliche Vorgaben zur Transparenz und zu den Kosten. Alle Anbieter müssen ihre Gebühren offenlegen, und es gibt durchaus günstige Tarife, bei denen die Kosten im Verhältnis zur Förderung vertretbar sind.
Außerdem profitieren Sparer von garantierten Leistungen: Am Ende der Ansparphase stehen mindestens die eingezahlten Beiträge und die erhaltenen Zulagen zur Verfügung – selbst wenn die Kapitalmärkte in der Zwischenzeit schwächeln. Zwar ist es richtig, dass Anbieter durch die Verwaltung der Verträge Einnahmen erzielen, doch die staatliche Förderung und die Garantien kommen direkt den Sparern zugute. Der Mythos, dass ausschließlich Banken und Versicherungen profitieren, greift also zu kurz.
Mythos 3: „Sie wird im Alter komplett versteuert“
Ein weiterer Kritikpunkt an der Riester-Rente ist die steuerliche Belastung in der Auszahlungsphase. Tatsächlich sind die Rentenzahlungen aus einem Riester-Vertrag in voller Höhe steuerpflichtig. Doch das ist nur die halbe Wahrheit. Die Riester-Rente ist so konzipiert, dass die Steuerbelastung in der Rentenphase meist niedriger ist als während des Erwerbslebens. Das liegt daran, dass Ruheständler oft ein geringeres Gesamteinkommen haben und in einen niedrigeren Steuersatz fallen.
Zudem profitieren Sparer in der Ansparphase von erheblichen Steuererleichterungen, die sich in vielen Fällen in einem geringeren Steuerabzug während der Berufstätigkeit widerspiegeln. Der Mythos der „vollständigen Versteuerung“ führt häufig zu Missverständnissen: Zwar müssen Riester-Renten im Alter versteuert werden, doch das Konzept ist darauf ausgelegt, dass sich die Steuerlast über die gesamte Laufzeit relativiert und häufig ein Netto-Vorteil bleibt.

Mythos 4: „Die Riester-Rente wird auf die Grundsicherung angerechnet“
Eine besonders hartnäckige Behauptung ist, dass die Riester-Rente im Alter vollständig auf die Grundsicherung angerechnet wird und sich daher nicht lohnt. Seit einer gesetzlichen Neuregelung im Jahr 2018 trifft das nicht mehr zu: Es gibt mittlerweile einen Freibetrag, der dafür sorgt, dass Riester-Leistungen nicht vollständig auf die Grundsicherung angerechnet werden.
Dieser Freibetrag liegt bei bis zu 223 Euro monatlich (Stand 2025), sodass ein großer Teil der Riester-Rente unberücksichtigt bleibt. Wer also im Alter auf Grundsicherung angewiesen ist, kann dennoch von seiner Riester-Rente profitieren, wenn diese innerhalb des Freibetrags liegt. Der Mythos einer vollständigen Anrechnung ist also veraltet und entspricht nicht mehr der aktuellen Rechtslage.
Mythos 5: „Riester-Verträge sind zu kompliziert“
Viele Menschen empfinden die Riester-Rente als zu kompliziert. Begriffe wie „Zulagenbeantragung“, „Förderberechtigung“ und „Rentenfaktor“ können auf den ersten Blick abschreckend wirken. Tatsächlich erfordert die Riester-Rente eine gewisse Beschäftigung mit den eigenen finanziellen Verhältnissen und den Fördervoraussetzungen.
Jedoch haben sich viele Anbieter in den letzten Jahren darauf eingestellt, ihre Produkte verständlicher zu gestalten. Inzwischen gibt es umfassende Beratungsangebote, Online-Rechner und einfache Checklisten, die die Antragstellung und Verwaltung deutlich erleichtern. Wer sich einmal mit den Grundlagen vertraut macht und eine seriöse Beratung in Anspruch nimmt, wird feststellen, dass die Riester-Rente keine unüberwindbare Hürde darstellt. Der Mythos der übermäßigen Komplexität ist also nur teilweise gerechtfertigt und hängt oft mit unzureichender Information zusammen.

Fazit: Klare Fakten schaffen Sicherheit
Die Riester-Rente ist ein vielfach diskutiertes Produkt, das sicherlich nicht für jeden geeignet ist. Doch die häufigsten Mythen basieren oft auf veralteten Informationen oder Missverständnissen. Ein genauer Blick auf die aktuellen Regelungen und die individuellen Voraussetzungen zeigt, dass die Riester-Rente durchaus sinnvoll sein kann – insbesondere für Familien, sozialversicherungspflichtige Arbeitnehmer und Personen mit Kindern.
Wichtig ist, sich gut zu informieren und bei Unsicherheiten eine unabhängige Beratung in Anspruch zu nehmen. So können Sie die Vorteile der Riester-Rente optimal nutzen und von staatlicher Förderung, Steuervergünstigungen und einem soliden Altersvorsorgeprodukt profitieren. Mit fundiertem Wissen entkräften Sie Mythen und treffen eine bewusste, gut informierte Entscheidung für Ihre finanzielle Zukunft.